Themen

Inhalt ist das Fleisch auf den Knochen eines Textes. Fachkenntnisse sind dabei unabdingbar, jedoch können sie – über Recherchen – gewissermaßen angeliefert werden. Das Thema, die Form und den Inhalt zu verbinden, ist dann die eigentliche redaktionelle Arbeit. Meine Spezialgebiete finden sich hier im Überblick zusammengefasst.

Stilkritik

„Stil“ ist ein schillernder Begriff, der je nach Kontext sehr verschiedene Verwendungsweisen hat. Sein Geltungsbereich erstreckt sich von den Klassikern über Anti-Kunst bis in die Pop-Kultur, er funktioniert im Smalltalk und als Ausschlusskriterium. Stil ist Handschrift, Genie, Epoche und Charakter. Er ist das, was außer Frage steht, wenn man ihn hat, und dennoch heillos subjektiv. Doch eine philosophische Stilkritik ist mehr als nur eine Liebhaberei, denn sie attackiert Weltbilder. Es gibt Stile in Politik, Wissenschaft und Kunst, die dort Denkweisen nachhaltig prägen. Selten kommen diese Denkweisen ohne Propaganda für ihren Stil aus. Hier liegt das Potential einer kritischen Philosophie des Stils, die schließlich nachweisen kann, dass Weltbilder nicht allein durch Argumente ausgehebelt werden können.

Urban Art

Das Verhältnis von Stadt und Kunst ist so parasitär wie prekär. Werbung, Propaganda, Street Art oder interventionistische Kunst streiten um den öffentlichen Raum, indem sie ihn wider Willen oder bewusst repolitisieren. Die administrativen und ökonomischen Ordnungen stehen diesen Aneignungen des urbanen Raumes mit Vorbehalt gegenüber. Sie versuchen, das subversiv-kreative Potential zu domestizieren und abzuschöpfen, indem sie es aufwerten und den Hype in Mainstream überführen. Diesen Aneignungen der Aneignung ist ästhetisch kaum zu begegnen, denn die Warenförmigkeit zeitgenössischer Kunstproduktionen erlaubt jederzeit ihre Vervielfältigung und ihren Ausverkauf. Erst auf der Stufe von populistischer Provokation oder durch elitäre Selbstentweihung wird in der Kunst das Politische wiederbelebt, doch wer will schon, dass diese reaktionären Wiedergänger den urbanen Lebensraum bevölkern?

Piraterie

Noch bevor die bürgerliche Ordnung politisch als eine Demokratie der Nationalstaaten institutionalisiert wurde, d.h. als ihre Grundlage noch hauptsächlich ökonomisch geprägt war, galt Piraterie als größte ihrer Bedrohungen. Eher als Gott und König, die finanziell abhängig waren, waren es Piraten, die die Fundamente dieser Ordnung gefährdeten. Dass die anarchistischen und radikaldemokratischen Strukturen auf „befreiten“ Schiffen schließlich ein Muster für die bürgerliche Revolution und deren realexistierenden Humanismus abgeben würden, sei der Dialektik der Aufklärung geschuldet. Tatsächlich ist unser Bild von Piraten zu einem melodramatischen Narrenkostüm verkommen. Welche emanzipatorischen Potentiale diese Kultur allerdings beinhaltet hat, ist bislang nicht ausreichend literarisch bearbeitet worden.

Doping

Solange das Leistungsprinzip als Herz des Profisports weiter Kapital durch seine Adern pumpt, solange wird auch in seine Leistungsträger investiert werden, d.h. in Körper und ihre Performance. Warum also sollten Körper nicht in jeder Weise ökonomisch verbessert werden? Schließlich suchen wir das Spektakel der entbehrungsreichen Tat, wir wollen Helden! Der Sport bietet noch immer jene Helden auf, die wir in Krieg, Politik oder Religion vermissen oder verachten. Dass die Helden des Sports eine Inszenierung sind und ihre Wettkämpfe Schmierenkomödien, das wissen wir, aber stören uns nicht daran. Wir lieben diese einfachen Geschichten, denn wir alle verstehen diesen Trash. Die übermenschlichen Leistungen dieser Helden, ihr unbedingter Wille macht sie zu schillernden Werbeflächen eines äußerst effizienten Ethos: dem des Siegers! Aber wir fordern, dass diese Helden auch eine höhere Moral sichtbar machen. Wir wollen, dass sie uns das Bild des allgesunden und einfachen Menschen liefern, der allein Kraft seines Körpers, asketisch, athletisch und gerecht das Ziel zuerst erreicht, damit da das Gute gewinnt! Aber unsere Helden sind krank und dreckig…